Das Leben des Brian

Betrügereien in der virtuellen Welt
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thbrueck
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Das Leben des Brian

Beitrag von thbrueck »

Zunächst sollte einmal erklärt werden, was man unter einem Hoax versteht:

Als Hoax bezeichnet man weitläufig einen Computervirus, der eigentlich keiner ist. Meist handelt es sich um eine Email, die eine Warnung enthält, daß man eine bestimmte Datei auf seinem System suchen soll, die angeblich ein Virus sein soll. Tatsächlich handelt es sich meist um eine notwendige Systemdatei, die man in Gutgläubigkeit nach Aufforderung in selbiger Email löschen soll. Leistet man dieser Aufforderung dann folge, hat man quasi sein eigenes System selbst zerstört, ohne tatsächlich mit einem Computervirus infiziert worden zu sein. Das Ergebnis ist mindestens genauso fatal wie ärgerlich.

Eine neuere Hoax- Variante zielt auf globalere Schäden hin, indem man eine herzzerreißende Geschichte von meist frei erfundenen menschlichen Schicksalen berichtet. Desweiteren wird man aufgefordert, diese Nachricht an möglichst viele Leute weiter zu verbreiten, um dem vermeintlich Betroffenen die notwendige Hilfe zu Teil werden zu lassen. Es wird hier mit der Menschlichkeit und dem Mitleidsempfinden der User gespielt und die Erfolgsquote ist erstaunlich hoch.

Der eigentliche Schaden entsteht nicht direkt erkennbar und spürbar beim einzelnen User, der sich an der Sache beteiligt hat, sondern an der Gesamtheit des Internets. Da die Aufmachung in der Regel einem elektronischem Kettenbrief entspricht, vervielfacht sich das Emailaufkommen gewaltig. Millionen von unnützen Emails belasten die Mailserver im Internet und damit sekundär die Performance des Netzes insgesamt. Dies wirkt sich natürlich auch wiederum auf die Enduser aus, da der so entstandene Datenmüll regelrecht die Leitungen verstopft.

Hier habe ich ein typisches Beispiel für einen solchen Hoax:

Solidarida con Brian


Kannst du so gut sein, diese Mail weiterzuleiten?
Dadurch kannst du einem kleinen Jungen (Brian) aus
Buenos Aires helfen. Brian hat mit einer schweren
Erkrankung an seinem Herzmuskel zu kämpfen und
wartet dringend auf eine Transplantation. Doch es gibt
ein "Aber":
Diese Operation kostet 115.200 US Dollar. Der ISP
(Internet Service Provider) bezahlt 0,01 Dollar für
jede Mail, die für diesen Zweck versendet wird und mit
dem Titel:"Solidarida con Brian" über den
Server geht. Es ist wichtig, schnell zu handeln! Neben
Brians Krankenbett steht ein Notebook mit Modem, um zu
zählen. Es sind 11,5 Mill. Mails nötig um die
Operation finanzieren zu können. Könntest du,
wenn möglich, an jeden, den du kennst, eine Kopie von
dieser Mail senden? Das kostet max.2 Minuten von
deiner sicherlich kostbaren Zeit,während es für Brian
lebenswichtig ist. Zerstöre die Kette der Hilfe
bitte nicht und vergesse vor allem nicht den Titel
"Solidarida con Brian", der unter Subjekt/Betreff
stehen muß, denn das ist die Kontrollmöglichkeit des
Servers.
Tipp: Kopiere diesen Bericht und sende ihn an dein
ganzes Adressbuch. Und noch was, wenn ihr die Mail
weitersendet, drückt bitte nicht einfach auf
weiterleiten, sondern kopiert sie in eine neue Mail,
damit sie schön leserlich bleibt! Wenn ihr sie
weiterschickt, entfernt bitte auch die Werbung.
Ok, das ist kein Witz!


Wie erkennt man nun, ob es tatsächlich ein Hoax ist oder eine ernstgemeinte Aufforderung ?
(weiter im nächsten Beitrag)
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thbrueck
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Re: Das Leben des Brian

Beitrag von thbrueck »

1. Seriöse Organisationen werden niemals eine solche Email versenden. Dies wird auf anderem Wege getan!
2. Der Text ist oft widersprüchlich oder wirkt merkwürdig!
3. Alles was an einen Kettenbrief erinnert, kann nicht echt sein!

In diesem Fall kann man die Fälschung an folgenden Dingen erkennen:

Ein Internetserviceprovider hat grundsätzlich kein Interesse daran, durch massives Versenden von Kettenbriefen seine eigenen Server zu belasten. Datenvolumen und Traffic bedeuten in diesem Fall Unkosten für den Betreiber, sodaß er besser wirtschaften würde, wenn er die 115200 Dollar gleich selbst bezahlen würde.

Das Notebook neben dem Krankenbett des imaginären Brian würde wohl kaum in der Lage sein, über 11 Mio. Emails aufzunehmen oder zu zählen. Von Lesen kann schon gar keine Rede sein, da dieser Junge dann zufällig noch ein Sprachgenie sein müßte, der mindestens ein halbes Dutzend Sprachen beherrschen müßte.

Selbst wenn man nun annehmen würde, daß technisch die Möglichkeit geschaffen worden wäre, daß eine Notebook mit einem (gähnend langsamen) Modemanschluß in der Lage wäre, die 11 Mio. Emails zu zählen, wäre der Junge sicher schon gestorben, wenn die letzte notwendige Email übertragen wäre.

Warum sollte man am Krankenbett ein Notebook hinstellen um Emails zu empfangen und zu zählen, wenn auf dem Server bereits anhand der Überschrift eine Auswahl getroffen wird ?


Man kann also gewisse Widersprüche erkennen. Und falls jemand sich diese Mühe nicht machen möchte, gibt es noch die Möglichkeit, eine typische Syntax der Email über eine Internetsuchmaschine einzugeben. In diesem Fall würde sich die Überschrift "Solidarida con Brian" dafür geradezu aufdrängen. U.a. würde man dann solche Ergebnisse finden, die einem dann zweifelsfrei den Hoax bestätigen:

Hoaxliste der TU Berlin

Auch ist es gerne gesehen, wenn an dieser Stelle auf ähnliche Fälle aufmerksam gemacht wird oder bei Unsicherheit eine Frage gepostet wird!

Greetz!
TB
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